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Flüssigkunststoff: Anwendungen, Verarbeitung und Tipps

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  • 24. Juni
  • 14 Min. Lesezeit

Flüssigkunststoff hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem bewährten

Abdichtungsmaterial im Bauwesen entwickelt. Was früher vor allem von Fachfirmen eingesetzt wurde, steht heute auch Hausbesitzern und ambitionierten Heimwerkern zur Verfügung. Ob undichte Dachanschlüsse, feuchte Balkonränder oder rissige Terrassenbeläge – Flüssigkunststoff bietet vielfältige Lösungen, wo herkömmliche Abdichtungen an ihre Grenzen stoßen. In diesem Blogbeitrag

erfahren Sie, was Flüssigkunststoff ist, welche Materialeigenschaften, Vorteile und Grenzen er aufweist, in welchen Anwendungsbereichen er eingesetzt wird und wie die Verarbeitung Schritt für Schritt gelingt. Zudem geben wir Hinweise zur Produktwahl je nach Untergrund, beleuchten typische Fehlerquellen, und gehen auf Wartung, Langlebigkeit sowie Umweltaspekte ein. Der Fokus liegt dabei auf den Flüssigkunststoffen der Marke SOPREMA (Produktlinie ALSAN) – sachlich erklärt und

klar strukturiert.


Was ist Flüssigkunststoff und wofür wird er verwendet?


Flüssigkunststoff bezeichnet flüssige Kunstharze, die vor Ort auf Bauteile aufgetragen und

ausgehärtet werden. Nach der Aushärtung bildet sich eine nahtlose, kunststoffbasierte

Abdichtungsschicht. Im Gegensatz zu Bahnabdichtungen passt sich der flüssig aufgebrachte Kunststoff allen Ecken, Kanten und Formen des Untergrundes an und erreicht auch komplizierteste Stellen. Durch Vernetzen bzw. Abbinden entsteht aus dem flüssigen Material eine homogene, fugenlose Membran, die vollflächig mit dem Untergrund verbunden ist. Diese monolithische Abdichtung hat den Vorteil, dass kein Stoß und keine Naht vorhanden ist, durch die Feuchtigkeit eindringen könnte. Selbst bei Beschädigungen kann Flüssigkeit nicht unter die Beschichtung wandern – das verhindert die Bildung von Wassersäcken oder Blasen, wie sie bei schlecht verklebten Folien auftreten können.


Ursprünglich wurden Flüssigkunststoffe hauptsächlich im Flachdachbereich für Detailanschlüsse eingesetzt. Heute sind sie jedoch universell einsetzbar: Ganze Dachflächen, Balkone, Terrassen, Sockelbereiche und sogar komplexe Bauteile lassen sich damit dauerhaft abdichten oder beschichten. Moderne Flüssigkunststoff-Systeme erreichen eine zertifizierte Qualität und erfüllen die technischen Normen (z.B. ETAG 005 Europäische Zulassung für Flüssigabdichtungen) sowie die Anforderungen der Flachdachrichtlinie . Für Privatleute bietet Flüssigkunststoff somit eine professionelle Abdichtlösung, die – korrekt angewendet – mit langer Haltbarkeit und hoher Zuverlässigkeit überzeugt.


Vorteile von Flüssigkunststoff


Nahtlose Abdichtung: Flüssigkunststoff wird ohne Fugen aufgetragen und bildet eine

durchgehende, monolithische Schicht, die selbst verwinkelte Details lückenlos schützt .

Anschlüsse an Rohre, Geländerpfosten oder Lichtkuppeln lassen sich nahtlos einbinden, was konventionell mit Bitumenbahnen oder Folien oft schwierig ist.


Haftung und Unterlaufsicherheit: Die ausgehärtete Kunststoffschicht haftet vollflächig am

Untergrund und ist unterlaufsicher – Wasser kann sich nicht zwischen Abdichtung und

Untergrund ausbreiten. Dieses vollflächige Verkleben erhöht die Sicherheit gegen Leckagen enorm.


Elastizität und Rissüberbrückung: Hochwertige Harze bleiben auch bei Temperaturwechseln dauerelastisch (tieftemperatur-flexibel) und können Bauteilbewegungen oder vorhandene Risse bis zu einem gewissen Grad aufnehmen, ohne zu reißen. Dadurch eignet sich Flüssigkunststoff besonders für Bauteile mit Schwingungen oder Setzungen.


Witterungs- und UV-Beständigkeit: Flüssigkunststoffe sind in der Regel UV-stabil und

witterungsbeständig. Sie vertragen langfristig Sonne, Regen, Schnee und

Temperaturschwankungen, ohne spröde zu werden. Viele Systeme sind zudem

alkalibeständig (wichtig z.B. bei Kontakt mit Beton oder Putz) und frostbeständig.


Vielseitige Haftung: Mit dem richtigen Primer haften Flüssigkunststoffe auf nahezu allen

üblichen Untergründen – von Beton, Estrich und Zementputz über Bitumenbahnen, Holz bis

hin zu Metallen, Kunststoffen oder Fliesen. Insbesondere auf komplizierten

Untergründen und Formen spielt der Flüssigkunststoff seine Stärken aus.


Schnelle Verarbeitung: Viele Systeme härten schnell aus, sodass sie rasch regenfest und (bei Balkonen/Terrassen) wieder begehbar sind. PMMA-Systeme ermöglichen z.B. eine

Balkonsanierung innerhalb eines einzigen Tages (inklusive aller Schichten). Kurze Wartezeiten bedeuten weniger Baustellenzeit und geringere Nutzungsausfälle.


Dekorative Möglichkeiten: Flüssigkunststoff kann nicht nur abdichten, sondern mit farbigen Deckschichten oder eingestreuten Color-Chips auch optisch ansprechend gestaltet werden. Es steht eine breite Farbauswahl (nahezu alle RAL-Töne) und Oberflächenstruktur (rutschhemmend durch Quarzsand etc.) zur Verfügung , was gerade auf Balkonen und

Terrassen von Vorteil ist.


Langlebigkeit: Qualitativ hochwertige Flüssigkunststoffe sind alterungsbeständig und weisen Lebensdauern von 20 bis 30 Jahren oder mehr auf. Bei vollarmierten Abdichtungen wurden Nutzungsdauern von über 25 Jahren nachgewiesen. Die Materialien bleiben über lange Zeit elastisch und dicht, wodurch Sanierungsintervalle verlängert werden.


Flammenlose Verarbeitung: Die Applikation erfolgt kalt, ohne offenes Feuer. Im Gegensatz zum Aufschweißen von Bitumenbahnen entfallen Brandgefahren an empfindlichen Bauteilen (Holz- Dachstuhl, Dämmung etc.). Dies erhöht die Sicherheit bei Arbeiten am Haus erheblich.


Kompatibilität mit Bestand: Flüssigkunststoff eignet sich hervorragend zur Sanierung und

Reparatur bestehender Abdichtungen. Er haftet z.B. direkt auf alten Bitumenschichten oder

Dachbahnen, sodass eine Überarbeitung ohne Abriss möglich ist. Dadurch spart man

Entsorgungskosten und reduziert Bauschutt – ein nachhaltiger Vorteil.


Typische Anwendungsbereiche


Flüssigkunststoff ist extrem vielseitig einsetzbar. Im Folgenden beleuchten wir die wichtigsten Anwendungsbereiche rund ums Haus und welche Besonderheiten dort gelten.


Dachabdichtungen (Flachdach und Detailanschlüsse) Auf dem Dach – insbesondere Flachdächern oder flach geneigten Dächern – findet Flüssigkunststoff klassischen Einsatz. Dachanschlüsse und Durchdringungen (etwa an Attiken, Lüftungsrohren,

Dachfenstern, Gauben oder Regenrinnen) lassen sich mit Flüssigharz dauerhaft abdichten, wo Bitumenbahnen oder Kunststofffolien schwierig anzupassen sind. Beispielsweise lösen sich aufgeklebte Bitumen- oder PVC-Manschetten an Rohrdurchführungen oft nach einiger Zeit, während eine mit Flüssigkunststoff und Vlies eingefasste Durchdringung eine dauerhafte Lösung bietet . Flüssigkunststoff „umschmiegt“ solche Details vollständig, ohne Ansatz und ohne die Notwendigkeit von Blechverwahrungen.


Auch ganze Flachdachflächen können mit Flüssigkunststoff abgedichtet werden. Dabei wird in der Regel eine vollflächige Vlieseinlage in das Harz eingebettet, um die Abdichtung zu verstärken. Die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks empfehlen, Flüssigabdichtungen mindestens zweischichtig mit Einlage auszuführen (d.h. Harz – Vlies – Harz im Nass-in-Nass-Verfahren). So entsteht eine belastbare Abdichtungsbahn, die funktional mit anderen Dachabdichtungen gleichzieht.


Anwendungsfälle auf dem Dach: Im privaten Bereich eignen sich Flüssigkunststoffe z.B. für die Sanierung von Garagendächern, Carports, Vordächern oder Anbauten. Oftmals ist das Flachdach der

Garage in die Jahre gekommen – hier kann man nach Reinigung und Grundierung direkt eine Flüssigkunststoffschicht aufbringen, anstatt neue Bahnen zu verlegen. Auch an Dachrändern und Wandanschlüssen schafft Flüssigharz einen wasserdichten Übergang, der UV-beständig ist und Bewegungen mitmacht. Dabei sollte die neue Abdichtung stets mindestens 10 cm auf die vorhandene Dachhaut überlappen, um einen dichten Anschluss zu gewährleisten. Flüssigkunststoff von Soprema (ALSAN) ist bitumenverträglich und kann direkt auf alten Bitumenbahnen verwendet werden, was sich auf Dächern mit Bitumendeckung als vorteilhaft erweist.


Wichtig ist auf dem Dach, auf Gefälle und Entwässerung zu achten: Flüssigkunststoff selbst ist zwar wasserdicht, aber stehendes Wasser sollte vermieden werden. Wenn notwendig, kann auch eine Gefälleausbildung oder Ausgleichsspachtel vorgelagert werden, bevor die Beschichtung erfolgt. Sind Dachdurchdringungen wie Geländerstützen oder Antennenmastfüße vorhanden, empfiehlt es sich, vorkonfektionierte Vliesmanschetten zu nutzen. Diese erleichtern die Abdichtung an kniffligen Stellen, da sie passgenau um solche Durchdringungen gelegt und mit Harz durchtränkt werden können.


Sockel- und Bauwerksabdichtungen


Unter Sockelabdichtung versteht man die Abdichtung des Übergangsbereichs zwischen Gebäudewand und Bodenplatte/Erdboden im Außenbereich. Hier schlägt oft Regenwasser hin (Spritzwasserzone) und es kann zu Feuchte in der Wand kommen, wenn der Sockel nicht ausreichend geschützt ist. Flüssigkunststoff kann verwendet werden, um Sockelbereiche von außen abzudichten – etwa bei nachträglichen Sanierungen, wenn z.B. die alte Bitumendickbeschichtung rissig ist oder bei Holzrahmenbauten, wo flexible Anschlüsse benötigt werden.


Anschlüsse in Mischbauweise: Gerade bei Übergängen unterschiedlicher Materialien (z.B. Holzständerwerk auf Betonplatte) zeigt Flüssigkunststoff Vorteile. Er haftet sowohl auf

mineralischen Untergründen als auch auf Holz und bleibt diffusionsfähig, wodurch

eingeschlossene Feuchte nach außen entweichen kann.


Vertikale Flächen abdichten: Flüssigkunststoff läuft nicht von selbst an senkrechten Flächen – er hat thixotrope (verdickte) Varianten, die streichbar sind und auch an der Wand haften. Beispielsweise lassen sich mit ALSAN Flashing (quadro oder neo) Sockelflächen am Haus streichen, um dort eine Sperrschicht gegen Feuchtigkeit zu bilden. Diese Harze sind standfest genug für Details an aufgehenden Bauteilen und ebenfalls UV-beständig, falls der Sockelbereich nicht verblendet wird.


Bauwerksfugen und Risse: Ein Haus hat oft Arbeitsfugen (z.B. zwischen Anbau und altem

Gebäudeteil) oder durchgehende Risse im Putz/Kellerwand. Solche Bereiche können mit

Flüssigkunststoff überbrückt und abgedichtet werden. Hierbei wird in den frisch

aufgetragenen Harz ein Vliesstreifen eingebettet, der als Armierung dient, und darüber

nochmals Harz appliziert. Nach dem Aushärten ist der Riss provisorisch abgedichtet und

elastisch überbrückt. (Für drückendes Wasser oder tiefe Risse sind allerdings Injektionsharze oder bautechnische Maßnahmen oft die bessere Wahl; Flüssigkunststoff eignet sich primär als Oberflächenabdichtung.)


Kelleraußenwand und Fundament: Im Neubau werden Kelleraußenwände meist mit Bitumen- Dickbeschichtung (KMB) abgedichtet. Flüssigkunststoff könnte hier zwar prinzipiell auch eingesetzt werden, ist aber im Privatbau selten, da großflächige unterirdische Abdichtungen mit dem Material teuer wären. Eher kommt er bei Detailabdichtungen zum Einsatz, etwa bei Rohrdurchführungen durch die Kellerwand, Lichtschächten oder Anschlüssen der Abdichtung an bestehende Bauteile. Soprema bietet z.B. mit ALSAN 770 und entsprechender Grundierung Lösungen an, die solche Details wasserdicht an die Fläche anbinden.


Verarbeitungsschritte: Flüssigkunststoff richtig anwenden


Eine fachgerechte Verarbeitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Nachfolgend eine Schritt-für-Schritt- Anleitung, wie Flüssigkunststoff-Systeme (wie Soprema ALSAN) typischerweise verarbeitet werden. Beachten Sie stets die Herstellerangaben des konkreten Produkts, da Details variieren können.


  1. Planung und Materialwahl:

    Überlegen Sie vorab, welches System für Ihren Anwendungsfall

geeignet ist. Entscheiden Sie sich für ein 1K- oder 2K-Produkt und beschaffen Sie alle

Komponenten: Harz, passender Primer (Grundierung) für Ihren Untergrund, Vlies

(Armierungsgewebe) in benötigter Breite, und Werkzeug (Rührstab, Rolle, Pinsel, Spachtel,

Eimer). Achten Sie auf geeignete Witterungsbedingungen: ideal sind +5°C bis +30°C, trocken und kein direkter Regen in Sicht.


  1. Untergrund prüfen und vorbereiten:

    Eine gründliche Untergrundvorbereitung ist essentiell.

Der Untergrund muss tragfähig, sauber und trocken sein . Entfernen Sie alle losen

Teile, Staub, Moos, alte Anstriche oder nicht haftenden Belag. Fett oder Ölreste mit geeignetem Reiniger beseitigen. Größere Unebenheiten, Löcher oder Risse evtl. vorrätig ausspachteln und trocknen lassen. Je nach Material kann es erforderlich sein, den Untergrund anzuschleifen oder abzustrahlen, um eine bessere Haftung zu erzielen. Zum Schluss gründlich absaugen. (Hinweis: Restfeuchte im Beton darf meist max. ~5 M-% betragen ; im Zweifel Feuchtemessung durchführen.)


  1. Grundierung auftragen (falls nötig): Ob eine Primer-Schicht nötig ist, hängt vom Untergrund und dem gewählten Harz ab. Saugende mineralische Untergründe wie Beton, Estrich oder Ziegel sollten in der Regel grundiert werden, damit der Flüssigkunststoff nicht zu stark in die Poren einsinkt und Blasen wirft. Glatte oder nicht saugende Oberflächen wie Fliesen, Glas, Metall

erfordern meist eine spezielle Haftgrundierung für optimalen Verbund . Informieren Sie sich

in der Hersteller-Untergrundtabelle, welcher Primer zu verwenden ist. Beispiel: Auf

besandeten Bitumenbahnen kann oft direkt abgedichtet werden (hier sorgt die raue

Oberfläche für Verkrallung), während auf glatten Bitumenbahnen eine Reinigungs- und

Haftschicht sinnvoll ist . Tragen Sie den Primer mit Rolle oder Pinsel gleichmäßig deckend

auf. Achten Sie auf die vom Hersteller vorgegebene Ablüft- bzw. Überarbeitungszeit

(Zeitspanne, wann frühestens bzw. spätestens das Harz darüber kann). Wichtig: Klebebänder an Rändern, die Sie zum Schutz aufgeklebt haben, gleich nach dem Auftrag des Primers wieder abziehen, solange dieser noch feucht ist – so vermeiden Sie Abplatzungen an der Kante.


  1. Anschlüsse abkleben und Vlies zuschneiden: Bevor Sie das Abdichtharz anmischen, bereiten Sie alles vor. Kleben Sie angrenzende Bauteile (z.B. Hauswand, Geländerpfosten, Türschwellen) mit Malerkreppband so ab, dass keine Harzflecken darauf kommen. Legen Sie sich Zuschitte des Armierungsvlieses bereit: Schneiden Sie Streifen und Formstücke (für Ecken, Rohrdurchdringungen etc.) in passenden Maßen zu. Es gibt vorkonfektionierte Vliesformteile (Eckwinkel, Manschetten) – diese vereinfachen die Arbeit . Achten Sie darauf, dass das Vlies später überall mindestens ca. 5–10 cm Überlappung auf dem Untergrund hat, jenseits der Riss-

oder Fugenstelle, die abgedichtet wird.


  1. Harz anmischen bzw. aufrühren: Jetzt geht es an das Harz selbst. Tragen Sie Schutzhandschuhe und ggf. Atemschutz. 2K-System (PMMA o.ä.): Rühren Sie das Harz im Gebinde kurz auf. Dann geben Sie den Härter gemäß Vorgabe zu (meist in Prozent des Harzgewichts, abhängig von Temperatur). Beispiel: 2–4% Härterpulver bei PMMA – an warmen Tagen eher 2%, an kalten eher 4%, um eine zügige Reaktion zu gewährleisten. Rühren Sie gründlich um, bis sich Härter und Harz vollständig vermischt haben (kein ungleichmäßiger Pastenrest am Boden). Beachten Sie ab jetzt die begrenzte Verarbeitungszeit (Topfzeit)! 1K- System: Hier entfällt das Mischen – rühren Sie das Material im Eimer gut auf (es kann sich während Lagerung Phasentrennung ergeben haben). Oft sind 1K-Harze gebrauchsfertig eingestellt; vermeiden Sie das Einbringen von Wasser oder Lösemitteln, außer der Hersteller erlaubt z.B. eine geringe Verdünnung für ersten Porenverschluss.


  1. Erste Harzschicht auftragen: Gießen Sie etwas Harz auf den Untergrund und verteilen Sie es gleichmäßig mit einer Rolle oder einem Pinsel. Arbeiten Sie abschnittsweise, nicht den ganzen Bereich auf einmal (damit das Harz nicht schon geliert, bevor das Vlies drin liegt). Die Schichtdicke sollte so sein, dass der Untergrund gut benetzt ist, aber das Harz nicht davonläuft. Typisch sind ca. 1–2 mm Schicht (je nach Systemanforderung). Rollen Sie auch ca. 5–10 cm über die geplanten Abdichtungsränder hinaus, um einen sauberen Übergang zu erhalten.


  1. Vlies einlegen (Armierung): Legen Sie das zugeschnittene Vlies in die frische Harzschicht. Drücken Sie es mit dem Pinsel oder der Rolle vorsichtig an, sodass es sich vollsaugt. Überlappen Sie Stoßkanten des Vlieses mindestens um 5 cm, falls Sie mehrere Bahnen legen müssen. An Ecken und Kanten darauf achten, dass das Vlies nicht abhebt oder Falten wirft – hier ggf. einschneiden und überlappen. Luftblasen unter dem Vlies vermeiden: streichen Sie mit dem Pinsel von der Mitte nach außen, bis das Gewebe überall anliegt und durchtränkt ist. Die Vlieseinlage sorgt für mechanische Festigkeit und rissüberbrückende Wirkung der Abdichtung

.

  1. Zweite Harzschicht nass-in-nass: Unmittelbar nachdem das Vlies eingelegt ist, tragen Sie

sofort die zweite Schicht Harz auf („frisch in frisch“ ). Gießen Sie dafür weiteres Material

aus und beschichten Sie das Vlies von oben. Ziel ist, dass das Vlies komplett durchtränkt und vollständig überdeckt wird. Keine Fasern sollen mehr weiß sichtbar sein – alles sollte im Harz liegen. Dadurch verbinden sich die beiden Harzlagen über und unter dem Vlies zu einer einzigen Abdichtungsschicht. Rollen oder pinseln Sie zügig, aber achten Sie darauf, genügend Harz aufzubringen (Herstellerangaben zur Verbrauchsmenge pro m² beachten, z.B. 3 kg/m² gesamt). An den Rändern der Abdichtungsfläche ziehen Sie das Harz etwas aus (mit dem Pinsel ausstreichen), damit es flach ausläuft. Tipp: Ziehen Sie – falls noch nicht beim Primer geschehen – das Abdeckband an den Rändern jetzt ab, solange das Harz nass ist. So entsteht eine saubere, gerade Kante.


  1. Zwischenschicht/Deckschicht: Je nach System kann es sein, dass nach Aushärtung der Abdichtung noch eine Deckschicht aufgetragen wird. Bei Balkonen/Terrassen z.B. kommt häufig nach dem Grundharz noch eine Versiegelung oder ein Deckharz mit Farbpigmenten zum Einsatz, um UV-Stabilität und gewünschte Optik zu gewährleisten. Dieser Schritt erfolgt, sobald die Abdichtungsschicht begehbar getrocknet ist (typisch nach 1–2 Stunden bei Schnellharzen, bis zu 24 Stunden bei langsameren Harzen). Vorher wird eine sogenannte Griffigkeit eingebracht, falls erforderlich: Dafür streut man in die frische zweite Harzschicht Quarzsand ab (für rutschfesten Belag) und saugt Überschuss nach Aushärten ab, bevor dann die abschließende Versiegelung alles einschließt.



  1. Aushärten lassen und Kontrolle: Lassen Sie die fertige Beschichtung ausreichend aushärten, bevor sie belastet oder bewittert wird. Dies kann je nach Produkt zwischen einigen Stunden (bei PMMA) und ein bis zwei Tagen (bei manchen 1K-Systemen) dauern. Schützen Sie die frische Abdichtung in dieser Phase vor Wasser (Regen) und Schmutz. Nach der Durchhärtung inspizieren Sie die Fläche auf Fehlstellen: Gibt es irgendwo dünne Stellen oder nicht benetzte Bereiche? Kleinere Mängel kann man durch Anschleifen und nachträgliches Aufbringen von Harz ausbessern. Ansonsten ist die Abdichtung nun fertig und sollte im Idealfall einem Test mit Wasser standhalten.


  1. Reinigung und Entsorgung: Reinigen Sie Werkzeuge sofort nach Gebrauch – je nach Harztyp mit geeigneten Reinigern (für PMMA z.B. Spezialreiniger oder Aceton, für PU meist universelle Verdünnung). Getrocknetes Harz lässt sich nur mechanisch entfernen. Übrig gebliebenes flüssiges Harz oder Härter darf nicht in den Abfluss! Mischen Sie Reste zusammen, lassen sie aushärten (zur Not auf Pappe ausgießen) und entsorgen Sie den festen Kunststoffabfall über den Restmüll. Leere Gebinde können, wenn ausgehärtet, zum Wertstoffhof. Beachten Sie die lokalen Entsorgungsvorschriften für Chemikalien.


Typische Fehlerquellen und wie man sie vermeidet


trotz guter Anleitung schleichen sich bei der Anwendung immer wieder Fehler ein, vor allem wenn man ungeübt ist. Hier sind einige häufige Fehlerquellen beim Arbeiten mit Flüssigkunststoff – und Tipps, wie sie zu vermeiden sind:


Unzureichende Untergrundvorbereitung: Einer der Hauptgründe für das Scheitern von

Flüssigabdichtungen ist ein schlechter Untergrund. Schmutz, Staub oder Feuchtigkeit führen dazu, dass das Harz nicht haftet . Vermeiden: Untergrund stets gründlich reinigen,

trocknen und prüfen (Haftzugtest falls möglich). Bei Zweifel lieber mehr Zeit ins Vorbereiten

investieren als nachher die Beschichtung ablösen zu müssen.



Falsche oder fehlende Grundierung: Jeder Untergrund hat andere Anforderungen. Wird z.B. Beton nicht grundiert, kann aufsteigende Luft beim Aushärten Blasen erzeugen. Oder ein glatter Fliesenbelag ohne Primer führt zu mangelnder Haftung. Vermeiden: Empfohlenen

Primer verwenden und im Zweifel ein Hafttest durchführen. Keine Grundierung weglassen,

wenn vom System gefordert – das ist kein Ort zum Sparen.


Nichteinhalten von Mischverhältnissen (bei 2K): Zu wenig Härter führt zu Klebefallen (Harz bleibt weich oder klebrig), zu viel Härter kann das Material spröde machen oder die Topfzeit gefährlich verkürzen. Vermeiden: Härter genau abmessen (Waage, Dosierbecher) und an die Temperatur anpassen gemäß Technischem Merkblatt.



Zu große Mischmengen auf einmal: Wer einen großen Eimer PMMA komplett mit Härter

ansetzt, erlebt unter Umständen einen Topfbrand – das Harz reagiert stark exotherm und härtet in wenigen Minuten unter Hitzeentwicklung aus. Vermeiden: Lieber in kleinen Chargen anmischen und nacheinander verarbeiten. So behält man Kontrolle über die Reaktion und vermindert Materialverlust.


Überschreiten der Verarbeitungszeit: Ein häufiges Problem bei Ungeübten: Man pinselt noch gemütlich an einer Ecke, während im Eimer der Rest schon gelförmig wird. Verwendet man dieses angezogene Harz noch, entstehen Klumpen und ungleichmäßige Bereiche. Vermeiden: Genau auf die Topfzeit achten und eher in Etappen arbeiten. Sobald sich das Harz spürbar erwärmt oder andickt, keine weitere Verarbeitung mehr – neuen Ansatz machen.


Verarbeitung bei ungeeigneter Witterung: Auf nassem Untergrund haftet kaum ein Flüssigkunststoff, und in praller Sonne härtet manches Harz zu schnell. Frost kann die Aushärtung stoppen. Vermeiden: Nur bei trockenen Bedingungen arbeiten, Untergrund ggf. mit Heißluftfön trocknen. Bei starker Sonne Schatten spenden oder in die Morgen-/ Abendstunden ausweichen. Nie auf vereisten/flatschigen Untergrund applizieren. Im Winter speziale Winterharze nutzen oder auf milde Wetterfenster warten.


Armierungs-Vlies vergessen oder falsch eingelegt: Das Weglassen der Vlieseinlage ist ein Kardinalfehler bei Flächenabdichtungen – die Beschichtung wird dann nicht normgerecht sein und kann bei Bewegungen reißen . Auch schlecht durchtränktes Vlies (weiße trockene Stellen) oder Falten stellen Schwachpunkte dar. Vermeiden: Immer Vlies verwenden (außer der Hersteller lässt es für ganz kleine Details ausnahmsweise weg und bestätigt dies). Sorgfältig und

zügig „nass in nass“ arbeiten, Vlies überall voll tränken und glatt streichen .



Schichtdicke zu gering: Wenn aus Sparsamkeit das Harz zu dünn verteilt wird, erreicht die

Abdichtung nicht die nötige Mindestdicke. Das Vlies könnte an manchen Stellen freiliegen, oder es bilden sich Mikrolöcher. Vermeiden: Materialverbrauch laut Hersteller einhalten (lieber leicht darüber als drunter). Bei Unsicherheit mit Kammleiste oder Verbrauchswaage prüfen, ob genug kg/m² aufgetragen wurden.


Kontamination zwischen den Schichten: Tritt Schmutz oder Wasser zwischen zwei Schichten (z.B. wenn man Zwischenschicht zu lange offen ließ), kann es zur Delamination kommen. Vermeiden: Falls ein Folgetag für Deckschicht abgewartet wird, die Oberfläche sauber halten, evtl. vor erneutem Beschichten leicht anschleifen und reinigen, um optimale Verbindung sicherzustellen.


Zu frühe Belastung: Frischer Flüssigkunststoff braucht Zeit zum Durchhärten. Wird die Fläche zu früh betreten oder durch Regen belastet, können sich Spuren, Druckstellen oder milchige Verfärbungen (bei PU durch Regen) bilden. Vermeiden: Die Aushärtezeiten respektieren – im Zweifel einen Tag länger warten, bevor Möbel auf die neue Beschichtung gestellt oder Dichtflächen überarbeitet werden.


Wartung, Instandhaltung und Langlebigkeit


Regelmäßige Inspektion: Mindestens ein- bis zweimal jährlich (etwa im Frühjahr und Herbst) sollte die abgedichtete Fläche kontrolliert werden . Achten Sie dabei auf sichtbare Risse, Blasen oder mechanische Beschädigungen der Beschichtung. Besonders nach extremen Ereignissen (Sturm, Hagel, große Temperatursprünge) lohnt ein prüfender Blick.

Flüssigkunststoffabdichtungen sind zwar wartungsarm, aber nicht absolut "wartungsfrei".


Reinigung: Halten Sie Dachflächen, Balkone und Terrassen sauber. Laub, Schlamm oder Moos, das sich ansammelt, kann Feuchtigkeit stauen und langfristig die Oberfläche angreifen oder die Entwässerung behindern . Kehren oder spülen Sie daher hin und wieder die Flächen ab. Verwenden Sie jedoch keine scharfen Chemikalien oder Hochdruckreiniger, die die Beschichtung beschädigen könnten – normaler Besen und Wasserschlauch genügen meist. Auf Balkonen sollten Abflüsse regelmäßig von Laub frei gemacht werden.


Mechanische Einwirkungen: Vermeiden Sie unnötige mechanische Belastungen der

Abdichtung. Ziehen Sie keine scharfen Kanten (Möbel, Pflanzkübel) direkt über die Fläche, ohne sie anzuheben. Wenn Sie auf einem beschichteten Balkon einen Grill oder schwere Gegenstände haben, achten Sie darauf, dass darunter keine punktuellen Belastungen (z.B. scharfe Möbelfüße) übermäßig eindrücken. Im Winter beim Schneeschippen keine Metall-Schaufeln verwenden, die kratzen könnten – lieber Kunststoffschieber.


Kleine Schäden sofort ausbessern: Falls Sie bei der Inspektion Risse oder abgelöste Stellen entdecken, sollten diese zeitnah repariert werden, bevor Wasser unter die Abdichtung gelangt. Einer der Vorteile von Flüssigkunststoff: Reparaturen sind einfach – reinigen, leicht anschleifen und neue Harz-Vlies-Schicht über die Schadstelle aufbringen. Dank der chemischen Verwandtschaft verbindet sich das neue Harz meist nahtlos mit der alten Schicht, vor allem wenn es ein kompatibles System ist. Hersteller bieten oft spezielle Reparaturharze an, die auch auf gealtertem Material haften.


Lebensdauer: Wie bereits erwähnt, kann eine Flüssigkunststoffabdichtung durchaus 25–30

Jahre dicht bleiben . Einige Hersteller geben Systeme mit erwarteter Nutzungsdauer über 25 Jahren an (bei vollständiger Armierung und korrekter Ausführung) . Damit ist

Flüssigkunststoff konkurrenzfähig mit hochwertigen Dachbahnen. Entscheidend ist jedoch, dass Materialalterung und Abnutzung beobachtet werden. Nach 20+ Jahren könnten z.B. UV- bedingte Verkreidungen an der Oberfläche auftreten (das Harz wird matt), oder die

Oberflächenrauigkeit nimmt zu. Dann empfiehlt es sich, eine Erneuerung der

Deckversiegelung vorzunehmen. Ähnlich wie man bei einem Bitumendach nach Jahrzehnten eine neue Lage aufbringt, kann man Flüssigkunststoff-Flächen relativ unkompliziert überschichten, um weitere Jahrzehnte zu gewinnen – vorausgesetzt, der Unterbau ist noch intakt.


Fazit


Flüssigkunststoff ist für Privatleute eine leistungsfähige Abdichtungsoption, um Dächer, Balkone, Terrassen, Sockel und viele andere Bereiche am Haus dauerhaft gegen Feuchtigkeit zu schützen. Dank seiner einzigartigen Eigenschaften – nahtlose Verarbeitung, hohe Elastizität, vollflächige Haftung – lassen sich selbst schwierige Details und Anschlüsse sicher abdichten, wo konventionelle Methoden versagen. Die Marke Soprema mit ihrer ALSAN-Produktlinie bietet dabei bewährte Systeme an, die speziell für solche Anwendungen entwickelt wurden. Wichtig ist, die Stärken richtig auszuspielen: gute Planung, sorgfältige Untergrundvorbereitung, die korrekte Verarbeitung in mehreren Schichten mit Vlies und die Wahl des passenden Produkts für Untergrund und Einsatzzweck.


Für Heimwerker mag Flüssigkunststoff zunächst anspruchsvoll wirken, doch mit der richtigen Anleitung und Beachtung der Tipps (sowie der Herstellerangaben) lassen sich auch in Eigenregie hervorragende Ergebnisse erzielen. Die Investition in Qualität und Gründlichkeit zahlt sich aus – in Form einer langlebigen, wartungsarmen Abdichtung, die Ihr Zuhause vor Wettereinflüssen schützt. Und sollte dennoch nach Jahrzehnten eine Erneuerung anstehen, kann diese oft einfach über die bestehende Schicht erfolgen, was Arbeit, Kosten und Umweltressourcen spart.


Kurz gesagt: Flüssigkunststoff ist kein Wundermittel, das ohne Mühe alles dichtet – aber richtig eingesetzt ist es ein mächtiges Werkzeug in den Händen von Hausbesitzern, um Bauschäden durch Feuchtigkeit effektiv vorzubeugen. Mit dem Wissen um Materialeigenschaften, Anwendungsbereiche, Verarbeitungsschritte und mögliche Fehlerquellen sind Sie nun gut gerüstet, um Ihr eigenes Projekt mit

Flüssigkunststoff erfolgreich anzugehen. Viel Erfolg beim Abdichten!


Quellen:

  • SOPREMA GmbH – Technische Merkblätter ALSAN Flashing Quadro, Neo und 770

  • SOPREMA Broschüre „Flüssigkunststoffe – Abdichtungen für jedes Detail“, Stand 2024

  • ETAG 005 – Europäisches Bewertungsdokument für Flüssigabdichtungen

  • ZVDH – Fachregeln des Dachdeckerhandwerks (2023), Kapitel Flüssigkunststoffe

  • DIN 18531, DIN 18533 – Normen für Abdichtungen von Dächern, Balkonen und erdberührten Bauteilen

  • ift Rosenheim – Prüfberichte zur Rissüberbrückung und UV-Beständigkeit

  • DEUTSCHE BAUCHEMIE e.V. – Hinweise zu VOC-Emissionen und Umwelteigenschaften von Flüssigkunststoffen

  • Praxiserfahrungen aus Fachforen (bspw. Dachdeckertreff.de, bauforum24.biz) und SOPREMA-Anwendungstechnik

  • Broschüre „Flüssigkunststoff-Systeme im privaten Einsatz“, herausgegeben von Bauzentrum München, 2023

  • FLL-Prüfrichtlinie für Wurzelfestigkeit von Abdichtungen bei Dachbegrünung

 
 

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